Corona-Impfung: Mythos Unfruchtbarkeit
Österreich ist traditionell ein Land der Impfskeptiker und -skeptikerinnen. Dies zeigt sich derzeit vor allem bei der Corona-Impfung. War die Bereitschaft, sich den schützenden Stich zu holen, anfangs noch sehr groß, ist unser Land mittlerweile im internationalen Vergleich abgerutscht. Aktuell (Stand Mitte September) sind bei uns mehr als 40 Prozent der Bevölkerung nicht gegen Covid-19 geimpft – damit liegen wir sogar unter dem EU-Durchschnitt.
Ein Grund dafür: Über die verschiedenen Corona-Impfstoffe und deren mögliche Nebenwirkungen geistern viele Meldungen durch die Medien. Dabei finden sich vor allem auf Facebook und in anderen sozialen Netzwerken Aussagen, die trotz fehlender Belege und dubioser Quellen tausendfach geteilt werden.
Macht die Corona-Impfung unfruchtbar?
Besonders in den letzten Wochen hat dabei ein Gerücht die Runde gemacht: Die Corona-Impfung macht angeblich unfruchtbar. Die Folge: Viele junge Frauen lehnen eine Immunisierung zum jetzigen Zeitpunkt ab, sie haben Angst davor, später keine Kinder bekommen zu können.
Der vermeintliche “wissenschaftliche“ Hintergrund dafür: Jenes Spike-Protein, das das SARS-CoV-2-Virus braucht, um an die Körperzellen anzudocken, ähnelt angeblich einem anderen Protein, das für die Bildung der Plazenta wichtig ist. Eine Impfung könne somit eine Immunreaktion gegen die Plazentabildung auslösen, so die Annahme.
Das ist Unsinn, meint die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien. In einem TV-Interview sagt sie vor kurzem: „Tatsächlich ist das Rhinovirus, also das normale Schnupfenvirus, diesem Spike-Protein noch ähnlicher. Das würde ja bedeuten, dass jede Frau, die irgendwann einmal einen Schnupfen gehabt hat, unfruchtbar wäre.“
Impf-Appell unserer Experten und Expertinnen
Wir haben bei unseren KooperationspartnerInnen nachgefragt: Viele Gynäkologinnen und Gynäkologen sind in ihren Ordinationen mit den Ängsten junger Frauen konfrontiert und tun ihr Möglichstes, um diese zu entkräften. Und nicht nur das: Sie empfehlen Patientinnen mit Kinderwunsch sogar ausdrücklich, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Denn bei Schwangeren, die an Corona erkranken, zeigt sich ein deutliches erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Zudem können die Antikörper der Mutter auch den Fötus bzw. das Neugeborene schützen.
Ebenfalls nichts spricht laut ExpertInnen gegen eine Impfung während der Schwangerschaft. Empfohlen wird diese ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel. Auch stillende Mütter können sich ohne Bedenken immunisieren lassen.
Corona-Impfung verhindert tausende Todesfälle
Eine vom österreichischen Gesundheitsministerium durchgeführte Modellrechnung zeigt unterdessen: Die Corona-Impfung hat bis Ende Juli fast 2.200 Todesfälle verhindert. 5.800 Personen wurde laut dieser Berechnung durch die Impfung ein Spitalsaufenthalt erspart.
Schon bald könnten in Österreich auch Kinder unter 12 Jahren die Immunisierung erhalten. Biontech-Pfizer will noch in diesem Herbst die Zulassung seines Impfstoffes für Kinder ab sechs Monaten beantragen. Die Impfung könnte dann noch in diesem Jahr zur Verfügung stehen.
(Text: Susanne Plattner)
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