Telemedizin – wie Corona den Arztbesuch verändert hat

18. Mai, 2021 um 12:12

Rezep­te per Fax, Krank­schrei­bun­gen via E-Mail und ärzt­li­che Bera­tungs­ge­sprä­che im Video-Chat – durch Coro­na hat die so genann­te Tele­me­di­zin in Öster­reich einen Auf­schwung erlebt. Tat­säch­lich umfasst Tele­me­di­zin aber noch weit­aus mehr als das. Auf der Sei­te des öster­rei­chi­schen Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums fin­det sich dafür fol­gen­de Definition:

Unter Tele­me­di­zin ver­steht man die Bereit­stel­lung oder Unter­stüt­zung von Leis­tun­gen des Gesund­heits­we­sens mit­hil­fe von Infor­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gien (IKT), wobei Pati­en­tin bzw. Pati­ent und Gesund­heits­dienst­an­bie­ter (GDA, ins­be­son­de­re Ärz­te, Apo­the­ken, Kran­ken­häu­ser und Pfle­ge­per­so­nal) oder zwei GDA nicht am sel­ben Ort anwe­send sind. Vor­aus­set­zung dafür ist eine siche­re Über­tra­gung medi­zi­ni­scher Daten für die Prä­ven­ti­on, Dia­gno­se, Behand­lung und Wei­ter­be­treu­ung von Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten in Form von Text, Ton und/oder Bild.“

Ver­schie­de­ne For­men der Tele­me­di­zin: Tele­mo­ni­to­ring, Tele­the­ra­pie und Telekonzil

Die Tele­me­di­zin umfasst ver­schie­de­ne Unter­be­grif­fe. Wird der Gesund­heits­zu­stand eines Patienten/einer Pati­en­tin von der Fer­ne aus über­wacht, spricht man von Tele­mo­ni­to­ring. So kön­nen etwa Mess­da­ten wie der Blut­zu­cker­spie­gel oder die Herz­fre­quenz direkt an einen Arzt/eine Ärz­tin oder ans Kran­ken­haus gesen­det werden. 

Tele­the­ra­pie wie­der­um bedeu­tet, dass ein Gesund­heits­dienst­an­bie­ter aus der Fer­ne direkt in die Behand­lung ein­greift, zum Bei­spiel ein Chir­urg, der einen Robo­ter steuert.

Mit Tele­kon­zil bezeich­net man die Zusam­men­ar­beit meh­re­rer Ärz­te oder Ärz­tin­nen, die sich nicht am glei­chen Ort befinden. 

Wegen Coro­na: Weni­ger per­sön­li­che Kon­tak­te zwi­schen Arzt/Ärztin und Patient/in

Die­se spe­zi­el­len For­men der Tele­me­di­zin hat es schon vor der Pan­de­mie gege­ben. Was Coro­na aber tat­säch­lich ver­än­dert hat, ist der ganz nor­ma­le Besuch in der Ordi­na­ti­on. Wäh­rend des Lock­downs soll­ten nie­der­ge­las­se­ne Ärz­te und Ärz­tin­nen ihre Pati­en­ten und Pati­en­tin­nen nur im Not­fall betreu­en und direk­ten Kon­takt vermeiden.

Die Fol­ge war, dass die Zahl der Tele­fon- und Video-Kon­sul­ta­tio­nen enorm zuge­nom­men hat. Was frü­her undenk­bar war, hat sich zu einem Trend ent­wi­ckelt, der wohl auch nach über­stan­de­ner Coro­na-Pan­de­mie unauf­halt­bar nach oben zei­gen wird.

Im ver­gan­ge­nen Jahr wur­den in Win­des­ei­le ver­schie­de­ne Sys­te­me, Apps und Diens­te aus dem Boden gestampft, die die elek­tro­ni­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin effi­zi­ent, daten­si­cher und – trotz der räum­li­chen Ent­fer­nung – in einer mög­lichst per­sön­li­chen und inti­men Atmo­sphä­re gestat­ten sollen.

Bestimmt haben vie­le die­ser Anwen­dun­gen noch Ver­bes­se­rungs­be­darf und über­haupt wird wohl erst die Erfah­rung zei­gen, wo man mit tele­me­di­zi­ni­schen Bera­tun­gen und Behand­lun­gen gute Erfol­ge ver­zeich­nen kann und wo der per­sön­li­che und unmit­tel­ba­re Kon­takt unver­zicht­bar ist.

Dass die Digi­ta­li­sie­rung in der Gesund­heits­ver­sor­gung aber noch lan­ge nicht am Ziel ist, dar­an gibt es auch kei­nen Zweifel.

Digi­ta­li­sie­rung birgt gro­ße Herausforderungen

Für ein Tele­fon­ge­spräch oder einen Video-Chat bedarf es jeden­falls beson­de­rer Fähig­kei­ten und Kennt­nis­se in Sachen Kommunikation.

Vie­le Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten haben in die­ser Situa­ti­on noch grö­ße­re Hem­mun­gen, sich zu öff­nen. Kur­ze Gesprächs­pau­sen, die durch die elek­tro­ni­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on ent­ste­hen, wer­den oft falsch inter­pre­tiert und kön­nen zu Miss­ver­ständ­nis­sen führen.

Mitt­ler­wei­le gibt es vie­le Web­i­na­re, die sich genau mit die­sem The­ma befas­sen und den Mediziner/innen gute Rat­schlä­ge und Tipps bieten.

Die zwei­te gro­ße Her­aus­for­de­rung in der digi­ta­len Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin ist der Daten­schutz. Per­sön­li­che Gesund­heits­in­for­ma­tio­nen zäh­len schließ­lich zu den sen­si­bels­ten Daten und müs­sen vor dem Zugriff Drit­ter beson­ders geschützt werden.

In den Ordi­na­tio­nen soll­ten daher aus­schließ­lich stan­dar­di­sier­te bzw. zer­ti­fi­zier­te Lösun­gen zur Anwen­dung kom­men, sagen Exper­ten. Chats über Whats­App oder unver­schlüs­sel­te E-Mail-Kom­mu­ni­ka­ti­on sind defi­ni­tiv nicht zu empfehlen.

(Text: Susan­ne Plattner)

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