Telemedizin – wie Corona den Arztbesuch verändert hat
Rezepte per Fax, Krankschreibungen via E-Mail und ärztliche Beratungsgespräche im Video-Chat – durch Corona hat die so genannte Telemedizin in Österreich einen Aufschwung erlebt. Tatsächlich umfasst Telemedizin aber noch weitaus mehr als das. Auf der Seite des österreichischen Gesundheitsministeriums findet sich dafür folgende Definition:
„Unter Telemedizin versteht man die Bereitstellung oder Unterstützung von Leistungen des Gesundheitswesens mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), wobei Patientin bzw. Patient und Gesundheitsdienstanbieter (GDA, insbesondere Ärzte, Apotheken, Krankenhäuser und Pflegepersonal) oder zwei GDA nicht am selben Ort anwesend sind. Voraussetzung dafür ist eine sichere Übertragung medizinischer Daten für die Prävention, Diagnose, Behandlung und Weiterbetreuung von Patientinnen und Patienten in Form von Text, Ton und/oder Bild.“
Verschiedene Formen der Telemedizin: Telemonitoring, Teletherapie und Telekonzil
Die Telemedizin umfasst verschiedene Unterbegriffe. Wird der Gesundheitszustand eines Patienten/einer Patientin von der Ferne aus überwacht, spricht man von Telemonitoring. So können etwa Messdaten wie der Blutzuckerspiegel oder die Herzfrequenz direkt an einen Arzt/eine Ärztin oder ans Krankenhaus gesendet werden.
Teletherapie wiederum bedeutet, dass ein Gesundheitsdienstanbieter aus der Ferne direkt in die Behandlung eingreift, zum Beispiel ein Chirurg, der einen Roboter steuert.
Mit Telekonzil bezeichnet man die Zusammenarbeit mehrerer Ärzte oder Ärztinnen, die sich nicht am gleichen Ort befinden.
Wegen Corona: Weniger persönliche Kontakte zwischen Arzt/Ärztin und Patient/in
Diese speziellen Formen der Telemedizin hat es schon vor der Pandemie gegeben. Was Corona aber tatsächlich verändert hat, ist der ganz normale Besuch in der Ordination. Während des Lockdowns sollten niedergelassene Ärzte und Ärztinnen ihre Patienten und Patientinnen nur im Notfall betreuen und direkten Kontakt vermeiden.
Die Folge war, dass die Zahl der Telefon- und Video-Konsultationen enorm zugenommen hat. Was früher undenkbar war, hat sich zu einem Trend entwickelt, der wohl auch nach überstandener Corona-Pandemie unaufhaltbar nach oben zeigen wird.
Im vergangenen Jahr wurden in Windeseile verschiedene Systeme, Apps und Dienste aus dem Boden gestampft, die die elektronische Kommunikation zwischen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin effizient, datensicher und – trotz der räumlichen Entfernung – in einer möglichst persönlichen und intimen Atmosphäre gestatten sollen.
Bestimmt haben viele dieser Anwendungen noch Verbesserungsbedarf und überhaupt wird wohl erst die Erfahrung zeigen, wo man mit telemedizinischen Beratungen und Behandlungen gute Erfolge verzeichnen kann und wo der persönliche und unmittelbare Kontakt unverzichtbar ist.
Dass die Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung aber noch lange nicht am Ziel ist, daran gibt es auch keinen Zweifel.
Digitalisierung birgt große Herausforderungen
Für ein Telefongespräch oder einen Video-Chat bedarf es jedenfalls besonderer Fähigkeiten und Kenntnisse in Sachen Kommunikation.
Viele Patientinnen und Patienten haben in dieser Situation noch größere Hemmungen, sich zu öffnen. Kurze Gesprächspausen, die durch die elektronische Kommunikation entstehen, werden oft falsch interpretiert und können zu Missverständnissen führen.
Mittlerweile gibt es viele Webinare, die sich genau mit diesem Thema befassen und den Mediziner/innen gute Ratschläge und Tipps bieten.
Die zweite große Herausforderung in der digitalen Kommunikation zwischen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin ist der Datenschutz. Persönliche Gesundheitsinformationen zählen schließlich zu den sensibelsten Daten und müssen vor dem Zugriff Dritter besonders geschützt werden.
In den Ordinationen sollten daher ausschließlich standardisierte bzw. zertifizierte Lösungen zur Anwendung kommen, sagen Experten. Chats über WhatsApp oder unverschlüsselte E-Mail-Kommunikation sind definitiv nicht zu empfehlen.
(Text: Susanne Plattner)
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