Burnout – wenn Körper und Seele streiken
Vor kurzem hat Rudolf Anschober nach 15 Monaten als österreichischer Gesundheitsminister das Handtuch geworfen. Der schwierige Kampf gegen die Corona-Pandemie hat den Politiker, der schon vor einigen Jahren eine Burnout-Erkrankung durchgemacht hatte, letztendlich in die Knie gezwungen.
Anschober sprach von Kreislaufschwäche, steigenden Blutdruck- und Zuckerwerten sowie einem beginnenden Tinnitus – dies alles ausgelöst durch Arbeitsüberlastung. Er wolle und könne seine Gesundheit nicht weiter gefährden.
Bin ich Burnout-gefährdet?
Man muss allerdings kein vielbeschäftigter Regierungspolitiker inmitten einer globalen Krise sein, um an Burnout zu erkranken. Burnout kann grundsätzlich jeden treffen – als Risiko-Berufsgruppen gelten neben Personen in leitenden Funktionen vor allem Lehrer*innen, Sozialarbeiter*innen, Polizist*innen und natürlich alle Menschen, die im Gesundheits- und Pflegebereich arbeiten. Kein Wunder – ihre Tätigkeiten sind mit persönlichen und sozialen Extremsituationen verbunden.
Ist man einer Doppelbelastung durch Arbeit und Familie ausgesetzt, ist der Arbeitsaufwand zeitlich und inhaltlich sehr hoch und hat man eine besonders perfektionistische und leistungsbereite Persönlichkeitsstruktur, dann erhöht sich das Risiko, irgendwann einmal an einem Burnout zu erkranken.
Wobei “erkranken“ nicht unbedingt das richtige Wort ist. Offiziell gilt Burnout allein nämlich nicht als Erkrankung, zumindest nicht in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation WHO. Dort wird das “Ausgebranntsein“ lediglich als Zusatzdiagnose angeführt.
Wie sich ein Burnout bemerkbar macht
Dennoch sollte man Anzeichen, die auf ein mögliches Burnout hindeuten, unbedingt ernst nehmen.
In den meisten Fällen lassen sich dabei mehrere Phasen beobachten: Zu Beginn ist bei Betroffenen vor allem das Gefühl, nicht mehr abschalten zu können, charakteristisch. Eigene Bedürfnisse werden kaum mehr wahrgenommen, soziale Kontakte eingeschränkt. Man hat den Eindruck, für nichts mehr Zeit zu haben.
Gleichzeitig äußern sich körperliche Symptome, die von Rastlosigkeit, Müdigkeit und Schlafproblemen über Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel bis hin zu erhöhter Anfälligkeit für Infektionen, Verdauungsstörungen und Kreislaufschwäche reichen können.
In weiterer Folge sinkt der Leistungspegel. Waren die Betroffenen früher ganz besonders engagiert und motiviert, so zeigen sie jetzt kaum mehr Interesse an der Arbeit. Sie ziehen sich aus dem Kollegenkreis zurück, machen Fehler und können keine Kritik annehmen.
Letztendlich kann ein voll ausgebildetes Burnout in schwere Depressionen, extrem aggressives Verhalten, massiven Alkohol- oder Drogenmissbrauch und schließlich Suizidgefahr münden.
Wie Burnout behandelt werden kann
Grundsätzlich gilt: Je früher mit einer Therapie begonnen wird, desto schneller lässt sich die individuelle Lebenssituation wieder verbessern.
Dabei kommen mehrere Ansätze zur Anwendung. So werden einerseits psychotherapeutische oder verhaltenstherapeutische Behandlungen empfohlen, im Zuge derer die Patient*innen lernen, die eigenen Bedürfnisse wieder wahrzunehmen und ihr persönliches Stress- und Zeitmanagement zu optimieren.
Sport und Bewegung tragen ebenfalls zu einer schnelleren Erholung bei. Sie verbessern die Wahrnehmung des eigenen Körpers, heben das Selbstbewusstsein und helfen dabei, Spannungen abzubauen.
Die dritte Säule ist die medikamentöse Therapie: Je nach Grad der Erkrankung kommen entweder pflanzliche stimmungsaufhellende bzw. beruhigende Mittel zum Einsatz oder müssen Anti-Depressiva verschrieben werden. In schweren Fällen ist auch ein längerer stationärer Aufenthalt unumgänglich.
(Text: Susanne Plattner)
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